Dies ist der Titel des aktuellen Buches von Jean-Philippe Hagmann, welchen ich im März in Zürich interviewen konnte. Seine Gedanken, wie etablierte Unternehmen wirklich radikal innovativ werden, resonieren sehr mit meinen Vorstellungen von Rahmenbedingungen, die innovative & agile Intrapreneurship-Teams heute vorfinden müssen. Es handelt sich nicht um einen weiteren Prozess, sondern um viele Bausteine. Seine Publikation lässt die grauen Zellen arbeiten, vor allem durch die schönen Illustrationen sowie die Tatsache, dass Jean-Philippe ausschließlich in der weiblichen Form schreibt (wie in der englischen Literatur bereits weit verbreitet).
Nach einer amüsanten Herleitung, was eigentlich radikale Innovation von anderen Innovationen unterscheidet (u.a. sind diese Lösungen radikal schneller, besser oder günstiger), skizziert Jean-Philippe das exponentielle Wachstum der Innovationstreiber "technologischer Fortschritt" sowie "gesteigertes Kundenbedürfnis":
Nach einer amüsanten Herleitung, was eigentlich radikale Innovation von anderen Innovationen unterscheidet (u.a. sind diese Lösungen radikal schneller, besser oder günstiger), skizziert Jean-Philippe das exponentielle Wachstum der Innovationstreiber "technologischer Fortschritt" sowie "gesteigertes Kundenbedürfnis":
Der Leserin wird schnell klar, dass heutige Bemühungen bei der inkrementellen Innovation für ein Wachstum oder sogar Bestand eines etablierten Unternehmens nicht mehr ausreichen.
Der Nährboden, auf dem radikale Innovationen fruchten können, basiert auf vier Säulen:
Der Nährboden, auf dem radikale Innovationen fruchten können, basiert auf vier Säulen:
1. Freiraum (vs. Tagesgeschäft)
Ich bin auch ein großer Freund der organisationalen Ambidextrie, also neben der Welt der Effizienz (das Tagesgeschäft) auch die Welt der Kreativität für experimentelle Innovation aufzubauen. Die Kunst ist es, mit beiden Welten jonglieren zu können.
Dieser notwendige Freiraum entsteht nicht durch Teilzeit-Mitarbeiterinnen, sondern durch dedizierte Teams. Wie anhand des Actionfilms "Speed" anschaulich erklärt, kann man den bestehenden Bus des Tagesgeschäfts mit all seinen Prozessen, Budgetentscheidungen etc. nicht bremsen - dieser hat keiner Zeit sich die Frage zu stellen, in welche Richtung es gehen soll bzw. wo die unbefahrenen Strecken liegen.
2. Rollen & Aufgaben
Innovation ist somit nicht die Aufgabe von allen im Unternehmen. Jean-Philippe stellt 5 Rollen vor, die eine erfolgreiche Startup-Einheit (= Avantgarde-Abteilung) ermöglichen:
Die Sponsorin hat das Wachstum des Mutterunternehmens sicherzustellen. Sie ist Teil der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates. Sie sorgt mit entsprechenden Ressourcen unter anderem dafür, dass die Avantgardistinnen frei handeln können, sie passende Lead-Avantgardistinnen positionieren kann und Zeit haben, zu experimentieren (z.B. in Form von MVPs - Minimum Viable Products). Das geschieht durch die Abschottung vom übrigen Unternehmen und der Möglichkeit, den Befehl zum Scheitern zu erteilen. Sie rechtfertigt die Maßnahmen der Avantgarde-Teams ohne zu bestimmen, welche Betriebskennzahlen gemessen werden.
Die Lead-Avantgardistin übt den Spagat zwischen vermeintlichem Chaos in der Avantgarde-Abteilung und der Ordnung im Mutterunternehmen. Sie will Kundenprobleme der Zukunft besser lösen, ihr Team an Querdenkerinnen steuern und zum Topmanagement berichten. Sie agiert außerdem als Art "Investorin" für das interne Startups, indem sie das von der Sponsorin erkämpfte Budget verwaltet. Sie beherrscht die Kunst, Ideen zu eliminieren, wenn diese den Markttests nicht bestehen.
Die Avantgardistinnen formen ein Team von drei bis fünf Personen, die mit Fachwissen, kreative Problemlösungsfertigkeit und intrinsischer Motivation an die Herausforderungen der Zukunft herangehen. Im Buch werden vor allem psychologische Merkmale skizziert, die so ein Team zu einer Hochleistungskultur beflügelt. Besetzt wird das Team eher mit neuen Mitarbeitern, notfalls auch mit Werkstudenten, da nur diese "Out-of-the-Box" denken können.
Die Knowhow-Trägerinnen sind dagegen erfahrene Mitarbeiterinnen des bestehenden Unternehmens. Sie übernehmen die jungen Innovationskonzepte im späteren Verlauf, um eine Umsetzung zu ermöglichen.
Als letzte Rolle gibt es die Brückenbauerinnen: Sie können Hindernisse aus den Weg räumen, die geeigneten Ressourcen aufspüren und wertvolles Wissen, das bereits im Unternehmen existiert, anbieten. Sie sorgen für die Akzeptanz der Avantgarde-Abteilung innerhalb des Mutterunternehmens.
Interessant ist hier, dass Jean-Philippe die Intrapreneurinnen als Brückenbauerinnen des Mutterunternehmens sieht, und nicht als Teil des eigentlichen Innovationsteams. In den einzelnen Projektphasen halten die verschiedenen Rollen unterschiedliches Involvement:
Die Lead-Avantgardistin übt den Spagat zwischen vermeintlichem Chaos in der Avantgarde-Abteilung und der Ordnung im Mutterunternehmen. Sie will Kundenprobleme der Zukunft besser lösen, ihr Team an Querdenkerinnen steuern und zum Topmanagement berichten. Sie agiert außerdem als Art "Investorin" für das interne Startups, indem sie das von der Sponsorin erkämpfte Budget verwaltet. Sie beherrscht die Kunst, Ideen zu eliminieren, wenn diese den Markttests nicht bestehen.
Die Avantgardistinnen formen ein Team von drei bis fünf Personen, die mit Fachwissen, kreative Problemlösungsfertigkeit und intrinsischer Motivation an die Herausforderungen der Zukunft herangehen. Im Buch werden vor allem psychologische Merkmale skizziert, die so ein Team zu einer Hochleistungskultur beflügelt. Besetzt wird das Team eher mit neuen Mitarbeitern, notfalls auch mit Werkstudenten, da nur diese "Out-of-the-Box" denken können.
Die Knowhow-Trägerinnen sind dagegen erfahrene Mitarbeiterinnen des bestehenden Unternehmens. Sie übernehmen die jungen Innovationskonzepte im späteren Verlauf, um eine Umsetzung zu ermöglichen.
Als letzte Rolle gibt es die Brückenbauerinnen: Sie können Hindernisse aus den Weg räumen, die geeigneten Ressourcen aufspüren und wertvolles Wissen, das bereits im Unternehmen existiert, anbieten. Sie sorgen für die Akzeptanz der Avantgarde-Abteilung innerhalb des Mutterunternehmens.
Interessant ist hier, dass Jean-Philippe die Intrapreneurinnen als Brückenbauerinnen des Mutterunternehmens sieht, und nicht als Teil des eigentlichen Innovationsteams. In den einzelnen Projektphasen halten die verschiedenen Rollen unterschiedliches Involvement:
3. Prozessverständnis
Wie in der übergeordneten Illustration skizziert, gibt es grobe Phasen, in die sich jedes innovative Vorhaben einordnen lässt. Im Buch werden eine Vielzahl an Vorgehensmodellen erläutert: Stage-Gate, Scrum, Lean Startup und Design Thinking. Die große Erkenntnis ist folgende: Alle "Prozesse" lassen sich grob in 3 Phasen einordnen: Die Entwicklungs-, die Brücken- und die Umsetzungsphase. Die erste Phase unterscheidet sich in vier grundlegenden Punkten von der klassischen Umsetzungsphase:
- Entscheidungsarten: Avantgarde-Teams müssen Entscheidungen anders treffen als etablierte Unternehmen.
- Denkweisen: Diese sind anders, vor allem im Umgang mit Risiken und Unsicherheiten: jeder Lösungsansatz wird so früh wie möglich in Extremsituationen und im direkten Kontakt mit potenziellen Kundinnen getestet.
- Vorgehen: Agiles Vorgehen, vor allem in der Entdeckungsphase, sorgt für eine geringe Fallhöhe.
- Kosten: Von der Frage des Teams "Wie falsifiziere ich diesen Ansatz, ohne dafür irgendeine Investition tätigen zu müssen?" bis hin zu großen Budgets für die schnelle Umsetzung, spielt die Höhe der notwendigen Investitionen eine entscheidende Rolle.
Wir müssen der linearen Umsetzungsphase also einen agilen Prozess voranstellen. Nun gibt es Unternehmen, die mehr und mehr bestehende Prozesse "agilisieren" - das is auch gut so und darf natürlich Schritt für Schritt etablierte, lineare Prozesse ersetzen. Dieses Verständnis haben vor allem die Sponsorinnen zu beherzigen.
4. Kultur & Mindset
Dies ist der letzte und zugleich wichtigste Baustein für radikale Innovation: Die Kultur. Laut der Gallup-Studie hatten 2016 die deutschen Mitarbeiterinnen nur zu 15% eine hohe emotionale Bindung mit ihren Arbeitgeberinnen. 70% empfinden eine geringe Bindung, 15% haben keine Bindung und somit innerlich gekündigt. Für Innovation braucht es jedoch eine hohe Eigenmotivation. Grundlage für eine innovative Kultur, wo innovative Maßnahmen auf fruchtbarem Boden fallen, sind insbesondere folgende Faktoren: Wandel hin zu einem positiven Menschenbild, eine innovations-gerichtete Mission mit tieferem Sinn und Bedeutung für andere, Abkehr vom Effizienzdenken, sehr große Gestaltungsspielräume, psychologische Sicherheit sowie Verspieltheit und Humor. Das ganze sorgt dafür, dass die Mitarbeiterinnen bzw. das Management davor bewahrt, etwas (unbewusst) vorzuspielen.
Hier noch einmal veranschaulicht, wie die vier wesentlichen Bausteine hinter der Innovations-Facade stehen:
Hier noch einmal veranschaulicht, wie die vier wesentlichen Bausteine hinter der Innovations-Facade stehen:
Fazit vom "Karate Kid"
Jean-Philippe Hagmann resümiert seine Erkenntnisse unter anderem mit der Geschichte von Karate Kid: Die richtigen Schläge sind nur mit dem richtigen Mindset möglich. So würde Mister Miyagi Daniel-san Unternehmen raten: "The secret to innovation lies in the culture and mindset. Not in the methods, processes or design-labs".
Willkommen in der "Post Post-it Ära!"
Neben wenigen anderen Büchern gehört das Buch "Hört auf, Innovationstheater zu spielen" definitiv zu meinen neuen Favoriten wenn es darum geht, wie Unternehmen radikal innovativ werden können. Für die Innovationsprogramme der MAK3it bilden Jean-Philippe's Erkenntnisse die Rahmenbedingungen für erfolgreiche Corporate Startups. Es ist ein Must-have für jede Führungskraft, die sich mit Erneuerung beschäftigt. Hier auf Amazon kaufen!
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Der schweizerisch-brasilianische Innovator Jean-Philippe Hagmann verfügt über einen Background als Maschinenbau-Ingenieur und Industriedesigner und blickt auf mehr als zehn Jahre Innovationserfahrung zurück. Er hat ein Startup aufgebaut und verkauft, sowie für führende Unternehmen „Avantgarde Abteilungen“ etabliert. Als selbstständiger Mentor und Berater für radikale Innovationen hat Jean-Philippe Hagmann über hundert Unternehmen und Institutionen beraten. Als Redner wurde er mit dem „Top Speaker Award 2013“ des ESE-Kongresses in München ausgezeichnet. Jean-Philippe Hagmann hinterfragt ständig den Status Quo. Mit seinem neuen Buch „Hört auf, Innovationstheater zu spielen!“ zeigt er auf, wie Unternehmen wirklich innovativ werden können.